Prémio Camões für Mia Couto

Mia Couto auf der Buchmesse in Lissabon  
Foto: Henrietta Bilawer
„Ich bin ein Schriftsteller aus einem armen Land“, so begann der mosambikanische Schriftsteller und Dichter Mia Couto vor zehn Jahren seinen Offenen Brief an den damaligen US-Präsidenten George W. Bush. „Ich, als Schriftsteller aus einem armen Land, hatte einen Traum. Wie Martin Luther King, der einst träumte, Amerika sei das Land aller Amerikaner. Ich träumte, ich sei nicht nur ein Mensch, sondern ein Land. Ja, ein Land, das keinen Schlaf finden konnte. Weil es von schrecklichen Dingen heimgesucht wurde. Und aus dieser Angst entstanden Forderungen.“ Seine Heimat, die Menschen des Landes, ihr Schicksal, ihr Leben, ihre Kultur und ihre Träume beschreibt der 57-jährige Autor Mia Couto in seinen Büchern. Dabei erweist er sich als brillanter Jongleur der Sprache und ist bekannt für seine schönen und sehr symbolischen Wortspiele und -Schöpfungen, die auch seine Gedichte prägen. Für seinen 2012 erschienen Roman 'A confissão da Leoa' („Das Bekenntnis der Löwin“) hat Mia Couto nun den Prémio Camões erhalten, den wichtigsten Literaturpreis der portugiesisch-sprachigen Welt, der seit 1989 verliehen wird. Damit wird auch Coutos literarisch-gesellschaftspolitische Gesamtleistung gewürdigt, die von „stilistischer Innovation und tiefer Menschlichkeit geprägt“ sei, so die Jury des Prémio Camões. Couto ist ein Autor, der nie nur beschreibt, sondern immer auch hinterfragt, aufdeckt und an humanistischen Gesichtspunkten orientiert fordert, wie in dem Brief an US-Präsident Bush. Der Sohn portugiesischer Eltern studierte zunächst Medizin, engagierte sich aber nach der Unabhängigkeit seines Geburtslandes politisch und journalistisch und wurde Chef der mosambikanischen Nachrichtenagentur AIM. Später kehrte er zu den Naturwissenschaften zurück, studierte Biologie und unterrichtet heute das Fach an der Universität von Maputo. Der Prémio Camões ist Mia Coutos siebter Literaturpreis. Seine Werke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt, auch ins Deutsche. Ein lesenswertes Interview der Neuen Zürcher Zeitung steht hier.