URBAN SKETCHERS • Die Stadtzeichner bringen kleine Alltags-Kunstwerke zustande mit Blick für das Wesentliche und Besondere, das Passanten oft entgeht, an einem Haus, einem Baum, einem Fenster, einer Straßenecke oder an den Menschen, die in den Städten wohnen. Mit dem Zeichenstift sind die Urban Sketchers Chronisten des städtischen Alltags. Der Band exemplarischer Zeichungen aus Lissabon ist ein empfehlenswerter Kontrast zu inflationär geschossenen Digital-Fotos, arrangiert von dem Kunstpädagogen, Maler und Designer Eduardo Salavisa (Urban Sketchers em Lisboa - Desenhando a Cidade. 251 S., Ed. Quimera, ISBN 9789725892121).
Leopoldo Brizuela: NACHT ÜBER LISSABON • 1942: Lissabon ist Zuflucht von Flüchtlingen vor Faschismus und Krieg in Europa, die auf eine Schiffs-Passage nach Amerika hoffen. Unter ihnen bewegen sich Spione, Diplomaten in geheimer Mission, Angehörige der argentinischen Botschaft, ein Kardinal, in Not geratene Tango-Tänzer aus Südamerika. Im Lokal Gondarém betäuben Gesang, Wein und Lebenslust die Angst, dort singt die „junge Fadosängerin Amália Rodrigues“. Brizuela, argentinischer Schriftsteller, Journalist und Übersetzer zeigt Geschichte, Politik, Charaktere und ein manchmal erschreckend aktuelles Bild von Europa (724 Seiten, Insel Verlag Berlin 2010, ISBN 978-3458357681).
Paul Grote: "DER PORTWEIN-ERBE" • Nicolas Hollmann hat von seinem Onkel ein Weingut in Portugal geerbt. Nun steht er vor der Entscheidung, sein Leben als Architekt in Berlin gegen das eines Weinbauern am Rio Douro zu tauschen. Er reist nach Portugal ohne zu ahnen, dass er dort von einem wahrhaften Krimi überrollt wird, der auch die Frage aufwirft, wie sein Onkel wirklich starb. Paul Grote, Journalist und Autor, kennt die Weinregion von vielen eigenen Reisen und Recherchen, begleitet von Winzern und Önologen. Der Douro ist hier nicht nur malerische Kulisse, der Leser lernt die Region kennen (384 Seiten, dtv, München 2010, ISBN 978-3-423-21082-9).
Jochen Bittner: "SO NICHT, EUROPA!" • Europa diskutiert sich selbst und seine Zukunft. Die Verdrossenheit der Bürger wächst nicht nur wegen ungelöster Fragen der Wirtschafts- und Finanz-Politik. Das Buch ist aus portugiesischem Blickwinkel interessant, denn es beschreibt, wie ähnlich die Bürger aller Unions-Länder die Ausprägungs-Formen der EU-Politik wahrnehmen, wie gut sie entgegen anderslautender Befragungen tatsächlich über die EU Bescheid wissen. Bittner, Journalist und EU-Reporter der Wochen-Zeitung „Die Zeit“, zeigt, wie die Verärgerung der Bürger ins Leere geht, denn die EU ist als Institution nicht fassbar (288 Seiten, dtv München, 2010, ISBN 978-3-423-24833-4).
Adelheid Reinbold: „KÖNIG SEBASTIAN – WUNDERBARE RETTUNG und UNTERGANG“ • Die vergessene Schriftstellerin (1800-39), Schülerin Ludwig Tiecks, zeichnet ein Psychogramm des portugiesischen Königs D.Sebastião I (1554-78), seiner Zeit und seines Mythos bis ins 19.Jahrhundert, ausgehend von der Legende um das angebliche Überleben und die Unsterblichkeit des Herrschers, der seinem Land in der Schlacht von Alcácer-Quibir eine folgenreiche Niederlage brachte und doch als Held und Retter der Nation lebendig blieb. Lesenwert sind Erzählstil, Herangehen an den Inhalt und Entdeckungen, die der Leser auf 400 Seiten macht. (Nabu Press, 2010, ISBN-10: 1145254713)
PORTUGUESE MODERNISMS: MULTIPLE PERSPECTIVES ON LITERATURE AND THE VISUAL ARTS • Die portugiesische Moderne in Kunst und Literatur ist schwer zu fassen, denn die Autoren der Epoche äußerten sich in Manifesten zu ihren Arbeits-Philosophien, ohne deren Kenntnis die Absicht der Künstler oft unklar bleibt. Steffen Dix (Universidade de Lisboa) und Jerónimo Pizarro (Los Andes Universität, Bogota) erklären die portugiesische Kunst-Arbeit im globalen Kontext von Werken, die in der selben Epoche in Europa und Übersee entstanden. (Legenda Publishers, London 2011; ISBN 1906540799)
Helena Marques: "DIE REISE NACH MALTA" • „Die Stimmung in Lissabon wurde zunehmend angespannter“ ... „Der fehlgeschlagene Aufstand vom 16. März 1974 stürzte das Land in lähmende Verzagtheit“.... „das Leben änderte sich rasend schnell“ ... Die Nelkenrevolution, emotionelle und politische Wirren: Laura und Matilde reisen von Lissabon nach Malta und finden einen neuen Blickwinkel auf ihr Leben. Die Reise in die Vergangenheit wird zur Reise in die Zukunft.
(btb-Verlag bei Goldmann, München 2001, 255 S., ISBN: 3-442-72480-5) Das Buch kann im Büchertreff ausgeliehen werden!
José Saramago: "DIE PORTUGIESISCHE REISE" • Kein Wegweiser durch das Land, sondern durch Empfindungen des Reisenden, der sich genau auf der Grenze zwischen Spanien und Portugal befindet. Unter ihm die Brücke, die Welt unter Wasser und Fragen: Wie verständigen sich Fische? Brauchen sie Pässe zum Grenzübertritt? Der Reisende möchte von ihnen über Freiheit und ständiges Reisen lernen, über Grenzübertritte aller Art und über die Gefühlswelt eines Menschen, der zwischen zwei Ländern lebt – in ihnen und mit ihnen. (Rowohlt-TB, 2005, 608 S.; ISBN 3499238926)
Manuel da Fonseca: "SAAT DES WINDES" • Ein Geschichtsbuch in Romanform, bereits 1958 verfasst, aber noch immer zeitgemäß. Fonseca, 1911 im Alentejo geboren, macht den Existenzkampf der Menschen seiner Heimat zu seinem Thema: Die Kleinbauern-Familie Palma ist der Naturgewalt von Wind und Sonne ebenso ausgeliefert, wie Großgrund-Besitzern und Behörden, versucht, sich mit Schmuggel an der spanischen Grenze ein paar Escudos zu verdienen und fällt Spitzeln und Denunzianten zum Opfer.
(Beck & Glückler, 1990, 190 S.; ISBN: 3-924175-52-7)
Monica Ali: "ALENTEJO BLUE" • Wer in Internet oder Buchhandel etwas über den Alentejo sucht, erhält meist Literatur über Wein, Reisen oder Landwirtschaft. Dieser Roman erzählt von all dem, vor allem aber von Menschen: Alltags-Charaktere und solche mit ungewöhnlichem Lebenslauf, Kommende, Gehende, unwillig Verharrende, Träumer, Jung und Alt spielen eine Rolle und prägen ihren gemeinsamen Wohnort, das Dörfchen Mamarrosa. Dazu ein wenig Mythos und Historie des Mikrokosmos Alentejo
(Knaur-TB, 2007; 336 S., ISBN 978-3426635162).
Das Buch kann im Büchertreff ausgeliehen werden!